Immer wieder heißt es, dass bereits über 50 % der Energie in Deutschland aus erneuerbaren Quellen stammt. Doch diese Aussage ist irreführend – sie bezieht sich ausschließlich auf den Stromsektor, der nur rund 20 % unseres gesamten Energieverbrauchs ausmacht. Die übrigen 80 % entfallen auf nicht-elektrische Bereiche wie Wärme und Verkehr, was den Anteil erheblich schmälert. Und selbst im Stromsektor ist der Anteil schöngerechnet: Gezählt wird, was produziert wurde – nicht, was tatsächlich genutzt werden konnte! Wind- und Solarstrom entstehen wetter- und tageszeitabhängig, eine Abstimmung auf den tatsächlichen Strombedarf ist nicht möglich. Strom, der abgeregelt oder ins Ausland verkauft wird, fließt zum Beispiel in die Berechnung des Anteils ein, was natürlich eine Fehlinterpretation ist. Eine ehrliche Bilanz der Energiewende sieht anders aus.
Ein kurzer Überblick: Der genannte Anteil basiert auf einem jährlichen Durchschnittswert und bildet weder die physikalischen Realitäten im Stromnetz noch die tatsächliche Verfügbarkeit und Verlässlichkeit erneuerbarer Quellen ab.
1. Wetterabhängigkeit und Schwankungen: Wind- und Solarstrom schwankt stark mit dem Wetter und der Tageszeit. Der theoretische Jahresanteil sagt nichts darüber aus, wann Strom erzeugt wird. In windstillen oder sonnenarmen Phasen (z. B. im Winter) sinkt der Anteil erneuerbarer Stromproduktion drastisch. In anderen Momenten kommt es zu Überproduktion, die nicht sinnvoll genutzt oder gespeichert werden kann.
2. „Grünstrom-Vorfahrt“ verzerrt die Realität: Erneuerbarer Strom hat per Gesetz Vorrang bei der Einspeisung ins Netz. Konventionelle Kraftwerke – die grundsätzlich verfügbar wären – werden gedrosselt oder abgeschaltet, obwohl sie einspeisefähig sind. Der hohe Anteil „grünen“ Stroms ist also nicht Ausdruck tatsächlicher Systemleistung, sondern ein Resultat regulatorischer Vorgaben. Im Hintergrund müssen konventionelle Kraftwerke jedoch zum Ausgleich der Schwankungen ständig bereitstehen, um kurzfristig einspringen zu können – mit allen Kosten und Emissionen, die diese Reservehaltung mit sich bringt.
3. Systemrelevanz und Versorgungssicherheit: Nicht die Menge des erzeugten Stroms allein ist entscheidend, sondern seine Verfügbarkeit im richtigen Moment. Photovoltaik liefert z. B. mittags sehr viel Strom, aber nicht am Abend, wenn der Verbrauch hoch ist. Ohne großskalige Speichertechnologien (die derzeit kaum existieren) können erneuerbare Energien keine grundlastfähige Versorgung gewährleisten. Das Stromsystem bleibt also auf konventionelle oder flexible Backup-Kapazitäten angewiesen – was den tatsächlichen Beitrag erneuerbarer Energien zur Versorgungssicherheit relativiert.
4. Verlust durch Abregelung und Export: Ein signifikanter Teil erneuerbaren Stroms muss bei Überproduktion abgeregelt werden oder wird zu Negativpreisen ins Ausland exportiert, weil er im deutschen Netz nicht aufgenommen werden kann. Das bedeutet: Der erzeugte Strom zählt statistisch als „produziert“, obwohl er nicht zur nationalen Versorgung beiträgt. (Siehe dazu auch den Beitrag: Windkraft ist nicht günstig.)
Fazit: Weiterer Ausbau problematisch
Die Schwankungen im Stromnetz durch Wind- und Solarstrom sind aufgrund des stark geförderten Ausbaus inzwischen so hoch, dass ein weiterer Zubau dieser Anlagen problematisch ist. Zum einen würde dies die Versorgungssicherheit gefährden, zum anderen steigen die Kosten weiter an. In den letzten Jahren gab es sogar vermehrt Phasen der Überproduktion, die zu negativen Strompreisen führten. Im Jahr 2024 gab es bereits an mehreren Werktagen negative Strompreise über längere Zeiträume, was darauf hindeutet, dass das Netz die produzierte Energie nicht mehr effektiv aufnehmen kann.
Da Betreiber von Wind- und Solaranlagen durch eine gesicherte Einspeisevergütung auch bei negativen Strompreisen Zahlungen erhalten, entstehen zusätzliche Kosten für den Staat und die Verbraucher. Im Jahr 2024 wurden bereits Zuschüsse in Höhe von 23 Milliarden Euro gezahlt, die durch Steuergelder finanziert werden. Je häufiger solche negativen Strompreise auftreten, desto höher werden die Zuschüsse, was die Finanzbelastung für Bürger und Unternehmen weiter erhöht.
Professor Frondel vom RWI-Leibniz-Institut fordert daher eine Reduzierung der Ausbaupläne für Wind- und Solarenergie. Seiner Ansicht nach sind die derzeitigen Pläne zur Erweiterung der erneuerbaren Energien finanziell nicht tragbar und gefährden die Versorgungssicherheit. Ein ungebremster Ausbau würde die Stabilität des Stromnetzes überlasten und das Risiko von Blackouts erhöhen.
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Eine 100-prozentige Versorgung des Landes mit Wind- und Solarstrom ist derzeit demnach ausgeschlossen und ein weiterer Ausbau von Solar- und Windkraft führt aktuell lediglich zur Zunahme der genannten Probleme.
AB MINUTE 5:15: ZDF WISO zur Unsinnigkeit eines weiteren Ausbaus von Photovoltaik und Windkraft

